Du hast eine coole Geschäftsidee entwickelt oder verfolgst ein kulturelles oder gesellschaftlich relevantes Ziel? Dafür brauchst du Geld, aber zur Bank willst du auf keinen Fall? Denn das fühlt sich einfach nicht gut an.
Daher hast du auf die Schnelle eine Crowdfundingkampagne gestartet. Nur irgendwie will diese nicht richtig laufen und das Interesse der „Crowd“ ist mau. Und du fragst dich, wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst und deine Unterstützer überzeugen kannst.
Hier 5 Fehler, die du bei deiner Crowdfundingkampagne nicht machen solltest.
1. Du bist allein
Übersetzt ins Deutsche heißt „Crowd“ einfach Menge. Das kling platt und unpassend. Und oft macht die Presse dann noch unschön „Schwarm“ daraus. Also statt Crowdfunding einfach Schwarmfinanzierung. Als ob es hier um Fische ginge.
Dabei lebt das Crowdfunding von Menschen – und zwar jeder Menge motivierter und interessierter Menschen, die digital über eine Internetplattform wie z.B. startnext.com oder kickstarter.com zusammenkommen. Und das mit der tiefen Motivation, das Projekt voranzubringen oder erst mit zu realisieren. Sie wollen Teil einer coolen Businessidee werden oder ein wichtiges gesellschaftliches Thema voranbringen. Sieh mal hier diese unglaublich erfolgreiche Kampagne des Demokratiefestivals im Olympiastadion Berlin mit 2 Mio. EUR Fundingsumme.
Idealerweise sind auf jeder Seite des Bildschirms viele Menschen, sowohl bei den Unterstützern der Kampagne als auch bei den Initiatoren. Einzelkämpfertum ist bei dieser Finanzierungsform nicht angesagt. Je ausgeprägter und je unterschiedlicher die Kompetenzen im Team vertreten sind, um so besser für den Erfolg der Kampagne. Neben den Projektentwicklern sollten auch Leute dabei sein, die sich mit folgenden Themen richtig gut auskennen:
- Social-Media-Marketing
- Auftritt vor der Kamera
- Sinn fürs große Ganze und den Interessenten Eure Vision und Euren Spirit verkaufen
- Finanzen (denkt daran: Umsatz ist nicht gleich Gewinn!)
Und wie geht das jetzt?
Social-Media-Marketing
Was wie ein Hype begann, ist heute aus dem modernen Onlinemarketing nicht mehr wegzudenken. Die Klaviatur der verschiedenen Social-Media-Kanäle ist mittlerweile riesig, hat unterschiedliche Zielgruppen und Kommunikationsschwerpunkte. Ob Text, Bild, Video oder nur Ton – für jeden ist etwas dabei.
Wichtig: Die Flagschiffe Facebook und Instagram sollten bei keiner Kampagne fehlen. Gerade Facebook ist ideal dazu geeignet, Deine Zielgruppe passgenau zu selektieren und zu erreichen. Der Rest wie XING, LinkedIn, Twitter oder das gehypte audiobasierte Clubhouse kann bei Bedarf bespielt werden. Wer hier mehr wissen möchte, dem empfehle ich sehr das brandneue Buch von Bianca Fritz „Mindful Social Media Marketing“*. *Affiliate Link
Auftritt vor der Kamera
Crowdfunding ist eine stark visuell geprägte Form, die Unterstützer zu begeistern und zu binden. Kein langweiliger Businessplan, keine Finanzplanung. Es geht um Personen und Visionen. Kurz und knackig auf den Punkt gebracht – und dann ist der „Jetzt investieren“-Button nicht weit entfernt. Kamerapräsenz ist hierfür enorm wichtig – und das kannst auch Du lernen. Wunderbare Ansätze gibt es hier von Matthias Messmer (https://www.matthias-messmer.de/) und anderen Stimmcoaches wie Monika Hein (https://www.monikahein.de/)
Sinn fürs große Ganze
Bianca Fritz‘ Buch legt zu Beginn den wichtigen Schwerpunkt auf das „Warum?“ in Deinem Business. Aber das gleiche gilt auch für Deine Kampagne. Warum machst du bzw. dein Team das, was Ihr macht?“. Es geht nicht so sehr um das Produkt oder das Vorhaben. Welcher Nutzen ist für den Unterstützer oder die Gesellschaft vorhanden und wie großartig ist Eure Idee?
"Emotionen stehen beim Crowdfunding im Vordergrund, die richtigen Fakten runden nur alles ab"
Finanzen
Da spielt beim Crowdfunding die Musik anders. Es geht nicht um Bankgespräche und Kredite oder dergleichen, sondern steuerlich ganz simpel um Umsatzgenerierung.
Und daher ganz wichtig: Da geht noch einiges weg von der eingenommenen Summe:
- Provisionen für die Crowdfunding-Plattform (ca. 3-6%)
- Provisionen für den Zahlungsdienstleister (ca. 4 %)
- Kosten für das Video (0 bis 4.000 EUR)
- Umsatzsteuer (0-7-19%)
- Kosten für die Dankeschöns
- Kosten für den Versand
Auch hier gilt: Einnahmen sind nicht gleich Gewinn. Also gleich von Anfang an großzügig planen und kalkulieren.
Wenn alles gut gemacht ist und Ihr Euer Marketing mit Herzblut umsetzt und dranbleibt, bekommen die Unterstützer richtig Vertrauen in Euch als Team und identifizieren sich im Idealfall mit euch. Es gibt nicht wenige, die sagen: “Ich investiere ins Team, und nicht ins Produkt“. Und das geht halt bei einem Einzelkämpfer nicht, so umfangreich auch dessen Erfahrung und Kompetenz ist. Und da schwingt auch immer die Angst mit, was passieren kann, wenn der Solist einmal ausfällt? Nicht auszudenken und daher ein No-Go für Geldgeber.
2. Die Crowd versteht Dich nicht
Du bist fachlich top und willst Deine Unterstützer beeindrucken? Und dabei möglichst viele Fremdwörter und Fachchinesisch benutzen?
Keine gute Idee! Crowdfunding spielt sich im Internet ab – leider sind Eure Besucher statistisch gesehen nur drei Sekunden aufmerksam. Dann entscheiden sie, ob sie dranbleiben und Euer Video gucken oder weg sind.
Was heißt das für Dich? Vergiss langatmige Erklärungen! Komm gleich zum Punkt und fessele Deine Besucher – begeistere sie! Zeig, worum es geht und nimm Deinen potentiellen Unterstützer mit auf eine Reise. Am besten mit einer kleinen Geschichte oder einer unterhaltsamen Umgebung, an deren Ende du dein Produkt oder deine Dienstleistung als echte Lösung darstellst oder emotional einbindest. Sieh hier das Beispiel einer der erfolgreichsten Kampagnen auf Kickstarter (die leider nicht so ruhmreich endete, aber das Video ist cool.
Wer hier mehr wissen möchte, dem seien alle Informationen rund um die „Heldenreise“ und das Storytelling ans Herz gelegt. Ganz konkret empfehle ich Dir den Blogpost von Marike Frick (hier unter: https://www.wasjournalistenwollen.de/blog/storytelling-im-business-von-journalisten-lernen) und die Website von Uwe von Grafenstein (https://www.uwevongrafenstein.de/). Jeder beschreibt das Thema von seiner ganz eigenen, individuellen Seite.
3. Es fehlt der Zünder
Betteln um Geld ist out. Richtig out. Kein Mensch interessiert sich für Deinen Finanzdruck und dass du unbedingt das Geld aus der Kampagne brauchst. Die Leute scannen - wie auf jeder Website: „What`s in for me?“ Welchen Vorteil habe ich? Ziemlich egoistisch, aber so tickt das Netz.
Und was heißt das jetzt für mich?
Stell Dir folgendes vor.
Du bist im Sommerurlaub am Südufer des Gardasees und die Sonne geht glutrot am Horizont unter. Du schlenderst mit Deiner Familie an der Uferpromenade entlang und überlegst, wo es Euch zum Abendessen hinzieht. Du siehst drei Restaurants gleich nebeneinander: Eines ist brechend voll, eines so halb und halb und eines fast leer. Was geht Dir durch den Kopf?
Vielleicht ist das Essen beim leeren Restaurant einfach schlecht und die Leute gehen nicht mehr dahin. Oder die Karte des vollen ist günstiger oder attraktiver. Sehr wahrscheinlich wird es dich auch eher zu einem der besser gefüllten Läden hinziehen.
Warum ist das so? Wir Menschen sind Herdentiere und vertrauen der Erfahrung anderer. Und so ist es auch im Crowdfunding. Wenn keiner am Anfang investiert, wird später auch nichts mehr oder nur sehr wenig passieren. Ich nenne das die Initialinvestoren.
Daher mein Tipp: Achte darauf, dass gleich am Anfang Traffic in der Kampagne ist.
Nutze die Zeit vor dem Startschuss intensiv, um in den ersten Stunden Bewegungen und erste Umsätze zu haben. Diese ziehen dann oft weitere Interessenten und Unterstützer an. Denk an den Herdentrieb!
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4. Die Kampagne hat keinen Flow
Kein Flow = Langeweile. Punkt. Die Kampagne schleicht sich durch die Zeit und du denkst nur: „Wann ist es endlich vorbei?“. Keine guten Aussichten für einen Erfolg!
Eine gute Crowdfinanzierung ist wie ein Mittelstreckenlauf. Es heißt, immer dranzubleiben und das Feuer nicht ausgehen zu lassen. Halt die Community bei Laune und biete neue und überraschende Informationen an. Das große Thema heißt hier Personality! Menschen kaufen von Menschen. Und das mit ihren Macken und Besonderheiten, aber auch mit ihrem speziellen Know-how und Fähigkeiten. Je sympathischer das Team rüberkommt, umso besser und wirkungsvoller. Geschichten über Vorlieben und Visionen interessieren die Leute und fiebern so mit, dass die Kampagne ein voller Erfolg wird.
Es ist alles ein miteinander und ein gegenseitiges Anfeuern. Beziehe die Unterstützer vor dem Start und während der Laufzeit immer ein. Schön ist es auch, ganz konkrete Fragen zu stellen, so drückst du deine besondere Wertschätzung für die Geldgeber aus.
5. Du hast keinen echten Willen zum Erfolg
Crowdfunding ist kein Selbstläufer, sondern richtig harte Arbeit. Dies beginnt mit der Konzeption und dem Dreh des Pitchvideos, welches du passgenau auf die Zielgruppe erstellst. Auch hier orientiere Dich an der Heldenreise.
Die Phase vor dem Start ist die alles entscheidende, um gleich richtig Gas geben zu können. Je mehr Leute und Ideen zusammenkommen, um so besser. Vertraue dabei nicht auf die Reichweite der Plattform selbst, die kann höchstens zum Schluss ergänzend wirken. Und meistens geschieht dies erst, wenn Du schon aus eigener Kraft mindestens die Hälfte des gewünschten Geldes eingeworben hast.
Ohne dein eigenes Netzwerk geht fast nichts. Und das müsst ihr richtig aktivieren.
Die Leute wollen sehen, dass ihr für euer Angebot brennt und dies lebt. Die Leute wollen Macher sehen und Euch als Vorbilder im Business oder in eurer Leidenschaft wahrnehmen.
Das beste Produkt oder die beste Kampagnenidee funktionieren nicht ohne das lodernde Feuer in eurem Herz und euren Köpfen. Und das noch umso mehr, je idealistischer die Kampagne ist. Denn nur dann springt der Funke über und ihr habt eine vitale Crowd, die euch und euer Vorhaben unterstützt – mental und mit dem passendem Kapital.
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